Während sich Mitte des 19. Jahrhunderts die Amerikaner noch gegenseitig die Köpfe einschlugen und sich musikalisch noch recht unzivilisiert gebärdeten, begann in Wien bereits das Wienerlied als eigenständiges Musikgenre zu erblühen, wobei „Oh, du lieber Augustin“ angeblich das erste tatsächliche Wienerlied gewesen sein soll. De facto existierte dieses Lied bereits um die Jahrhundertwende, aber, wie es halt in Wien so üblich ist, schrieb sich die Stadt den „Augustin“ als Paradewienerlied auf die eigene Fahne. Bänkelsänger, Leiermänner und Harfenisten waren zu dieser Zeit die eigentlichen Träger des völkischen Liedguts, des Wiener Liedes, das ganz schnell an Popularität zu gewinnen begann, je mehr Komponisten auf den Erfolgszug aufsprangen. „I führ zwa harbe Rappen“ (1885) von Gustav Pick sei nur als einer der damaligen Pop-Songs erwähnt …
Betrachten wir die Gegenwart, so hat sich das Wienerlied kaum in einer Weise von seinen Ursprüngen entfernt. Immer noch dreht sich in den Texten nahezu alles um sentimentale Sehnsüchte, die Liebe, den Heurigen, den Steffl und – eminent wichtig – den Tod. Da sich unser Weltbild allerdings im Laufe der vielen Jahrzehnte gewandelt hat, werden heute mehr denn je aktuelle, politische, gesellschaftliche und moralische Textingredienzen verwendet, und musikalisch erfährt das Wienerlied immer häufiger den Einsatz moderner Instrumente, (zusätzlich zum althergebrachten Instrumentarium). Aus Sehnsucht und Schmerz wird „Soul“, eine Zutat, die dem Wienerischen Gemüt äußerst zuträglich ist, denn die „Weaner Söö“ ist ja zumeist der Mittelpunkt, um den sich der musikalische Reigen dreht.
v.r.n.l.:
Otto Hablit, Horst Hausleitner, Thomas Palme, Christian Schmid, Christoph Mares,
Die VORSTADTCOMBO hat der Wiener Seele neues Leben eingehaucht, verbindet gekonnt den urbanen Schmäh mit Blues (so kanns nicht gehen, aber anders auch nicht), Soul (das „Goldene Wienerherz“), fügt rockige Elemente hinzu und setzt in wunderschönen Arrangements die traditionellen Instrumente ebenso ein wie Schlagzeug, E-Gitarre und Keyboard. Aus dieser Kombination ergießt sich eine Melange aus gefühlvollen, mitreißenden und althergebrachten Sounds ins Publikum.
Die VORSTADTCOMBO vollführt in einer grazilen und gewagten Gratwanderung die Verschmelzung des Lebensgefühls einer längst vergangenen Zeit mit der Rhythmik von heute, befinden sich in musikalischem Einklang von Weltmusik und Wiener Flair.
„…oba die Musik, die bleibt!“ ist der CD-Letztling der VORSTADTCOMBO